Schottischer Gin von Teasmith Broich Single Estate

Schottischer Gin verfeinert mit schottischen Teeblättern

Alles mit Tee löst in mir eine Art von Interesse aus, was ich als eine Form von Urneugier bezeichnen würde. Diesem Drang gehe ich so oft es geht nach und schaue mir gerne an, wo es mich dieses Mal hin verschlagen wird. In diesen Tagen bin ich bei schottischem Gin gelandet.

Auf Facebook habe ich mit der Zeit diverse Teeseiten abonniert. Eine dieser Seiten ist Amba Estate, eine unglaublich tolle Teeplantage in Sri Lanka in der Nähe von Ella. Im Jänner 2019 hatte ich das große Glück, diese Plantage selbst im Rahmen einer Reise besuchen zu dürfen. Nach einer interessanten Führung und unterhaltsamen Teeverkostung war es um mich geschehen. Dies war der Moment wo ich tief in mich hineinhörte und bemerkte, dass mir Tee einfach gut tut. Ab diesem Zeitpunkt beschloss ich, dass ich in Zukunft tiefer in die Teewelt eintauchen möchte.

Lange Rede, kurzer Sinn: Über Amba Estate kam ich zu einer schottischen Teeplantage und diese stellte auf Facebook den Gin von Teasmith mit echten schottischen Teeblättern vor. Da mein bester Freund noch dazu ein Ginoholic ist und ich ihm zusätzlich eine kleine Freude machen wollte, organisierte ich mir zwei Flaschen. So schnell kann es gehen und schon war ich aufgrund von Tee zu einer Spirituose gekommen, die ich in meinem Leben zuvor noch nicht einmal probiert hatte. Hoch lebe der Teeweg!

Die Herstellung von Gin

Gin besteht in seiner allereinfachsten Form aus nur zwei essentiellen Zutaten. Einem sogenannten Neutralalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs wie zum Beispiel Vodka oder Korn und Wacholderbeeren. Neben diesen beiden Grundzutaten sind jedoch meistens noch Botanicals an der Herstellung von Gin beteiligt. Diese machen erst jeden Gin einzigartig und verleihen ihm einen Einschlag in eine gewisse Richtung. Botanicals können zum Beispiel Zitronen- oder Orangenschalen sein, Kräuter, Gewürze oder auch Blüten.

So vielseitig wie seine möglichen Zutaten kann Gin auch auf verschiedene unterschiedliche Arten hergestellt werden. Im Grunde genommen sind die Schritte aber folgende:

  • Mazeration: Der Neutralalkohol wird mit den Wacholderbeeren und den Botanicals versetzt. Dieses sogenannte Mazerat wird für eine bestimmte Zeit stehen gelassen. Ethanol (umgangssprachlich sagen wir Akohol, aber eigentlich meinen wir Ethanol) fungiert als Lösungsmittel mit sowohl polaren als auch unpolaren Eigenschaften. Der Ethanol ist dafür verantwortlich, dass sich in dieser Phase der Ginherstellung aus den Beeren der Wacholder und den Botanicals Aromen, Duftstoffe und auch Farbstoffe herauslösen. Der Neutralalkohol besteht nicht zu 100 Volumensprozent aus Ethanol, sondern enthält auch Wasser. Wasser ist ein polares Lösungsmittel und kennen wir gut von der Teezubereitung. Es löst ebenfalls einige Substanzen aus den Wacholderbeeren und Botanicals.
  • Destillation: Das Mazerat wird dann erhitzt. Je nach Flüchtigkeit der verschiedenen im Mazerat enthaltenen Substanzen, verdampfen einige Substanzen schon bei niedrigeren Temperaturen und andere bei höheren. Als einfache Beispiele: Ethanol siedet bei Umgebungsdruck bei etwa 78°C, während Wasser bei Umgebungsdruck bei etwa 100°C siedet. Dadurch lassen sich bei der Destillation Stoffgemische durch ihre unterschiedliche Siedepunkte leicht voneinander trennen. Die Dämpfe werden über einen Kühler geleitet und kondensieren. Die erhaltenen Flüssigkeiten werden dann in Fraktionen gesammelt und können grob je nach Siedetemperatur in Vorlauf, Mittellauf und Nachlauf eingeteilt werden.

    Der Vorlauf enthält leicht flüchtige Substanzen wie zum Beispiel Methanol (gesundheitsschädlicher Alkohol) und unerwünschte Aromen. Der Mittellauf ist das Ziel der Begierde und enthält neben Ethanol auch erwünschte Aromen. Die Farbe des Destillats ist klar. Der Nachlauf enthält sogenannte Fuselalkohole, die bei einer höheren Temperatur als Ethanol verdampfen. Im Gegensatz zum gesundheitsschädlichen Methanol im Vorlauf sind sie zwar für unsere Gesundheit unbedenklich, tragen jedoch negativ zum Aroma des Endproduktes bei. Die Fuselalkohole stehen auch in Verdacht, nach exzessiven Alkoholkonsum die typischen Katersymptome bei uns auszulösen. Das würde auch meiner bisherigen Erfahrung entsprechen, hochwertiger (leider meist auch hochpreisiger) Alkohol verursacht kein Kopfweh.
  • Lagerung: Nach der Destillation wird der fast fertige Gin für einige Wochen in geschmacksneutralen Behältern wie Edelstahltanks oder Glasballons gelagert. In dieser Zeit verändern sich noch einige Inhaltsstoffe, er wird runder.
  • Verdünnung und Abfüllung: Nach Ende der Lagerzeit wird der Gin mit weichem Wasser auf seinen finalen Alkoholgehalt verdünnt und in Flaschen abgefüllt. In Österreich nach dem Codex Alimentarius Austriacus Kapitel B23 muss ein Gin einen Alkoholgehalt von mindestens 37.5 %vol. aufweisen. Nach oben hin ist keine Grenze gesetzt, meistens haben Gins jedoch einen Alkoholgehalt von 40 bis 50 %vol.

Jetzt wo du über die Grundzüge der Herstellung Bescheid weißt, kannst du dir in etwa vorstellen, in welchen Phasen der Produktion es welche unterschiedlichen Herangehensweisen geben kann. Die Wacholderbeeren und Botanicals können vor der Destillation teilweise oder ganz entfernt oder drinnen gelassen werden. Es können auch Wacholderbeeren und Botanicals getrennt voneinander angesetzt und destilliert werden. Erst danach werden die Destillate gemischt. Die Mazerationszeit oder die Lagerzeit kann von Hersteller zu Hersteller stark differieren. So einzigartig wie jeder Gin selbst, so einzigartig ist auch jeder Herstellungsablauf.

Theoretisch kannst du dir deinen eigenen Gin auch selbst Zuhause herstellen. Gerade in diesen merkwürdigen Zeiten des Coronavirus, Home-Office und Ausgangsbeschränkungen sicherlich ein netter Zeitvertreib. Dazu nimmst du einfach eine Flasche Vodka und fügst Wacholderbeeren und Botanicals hinzu. Den Gin-Ansatz lässt du dann einige Zeit lang stehen und füllst das ganze über einen Kaffeefilter in eine andere Flasche um. Im Gegensatz zu dem klaren Gin im Handel bleiben bei dieser Methode gelöste Farbstoffe enthalten und du erhälst deinen eigenen farbigen Gin. Rezepte dazu gibt es im Internet zur Genüge und vielleicht setzte ich dieses Jahr noch einen eigenen Gin mit Tee an.

Das Besondere am Gin von Teasmith

Der Gin mit dem klingenden Namen Teasmith Broich Single Estate in der Limited Growers Edition ist etwas ganz Besonderes und eine Weltneuheit. Er wird mit insgesamt 12 Botanicals hergestellt. Einer dieser 12 Botanicals ist echter schottischer schwarzer Tee. Die Teepflanzen wachsen in der Stadt Crieff in der Nähe der Ufer des Flusses Earn. Gin mit Tee gab es zwar schon, aber noch nie mit echtem schottischen Tee. Aufgrund der geringen Teeernte in Crieff gibt es von diesem Gin nur eine relativ kleine limitierte Auflage von 1000 Flaschen. Flasche Nummer 418 und 420 sind weit herum gekommen und haben es nun sogar bis nach Wien geschafft.

Wo habe ich den Gin bestellt? Nachdem ich ihn nicht in einem Onlineshop in Österreich oder Deutschland gefunden habe, habe ich den Leuten von Teasmith Gin eine E-Mail geschrieben. Sie waren sehr freundlich und haben mir rasch geantwortet. Ein schottischer Onlineshop hatte noch zwei Flaschen und bot den Versand nach Österreich an. Eine Flasche kostete 35 GBP, vier Flaschen schottisches Gin Tonic 6.25 GBP und der Versand 18.5 GBP. Kein Schnäppchen, aber das Herz will, was es will. Noch dazu ist das Jahr 2020 ein echtes Seuchenjahr. Wegen der Coronaviruskrise und aus privaten Gründen wird sich keine Reise ergeben, da gehen sich zwei Flaschen eines tollen Gins allemal aus.

Schottischer Gin mit schottischem Tonic Water

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Verkostung des puren Gins

Ich bin kein Freund von puren Spirituosen aber was wäre ein Beitrag über Gin, ohne diesen pur verkostet zu haben. Laut der Homepage von Teasmith Gin verleiht der schottische Tee dem Gin Aromen von Apfel und Honig. Ich fand den Gin pur schon gut, die angegeben Aromen im Detail herauszuschmecken traue ich mich jedoch nicht auszusagen. An der Sache mit dem leichten Apfelaroma könnte aber etwas dran sein.

Die Zubereitung von Gin Tonic

Nach der Verkostung des puren Gins habe ich mir ein Gin Tonic zubereitet. Dazu habe ich in ein Longdrinkglas etwa 4 cl Gin gegeben, fünf Eiswürfel und eine Bio-Zitronenscheibe hinzu gegeben. Das ganze habe ich dann mit dem vorgekühlten schottischen Tonic Water aufgefüllt und mit einem Löffel sanft zur besseren Durchmischung umgerührt.

Alternativ zur Zitrone kannst du bei der Zubereitung deines Gin Tonics auch eine Gurkenscheibe oder Pfeffer hinzugeben. Ganz wie es dir beliebt.

Mein Fazit

Ich hatte mit Gin und Gin Tonic vorher nichts am Hut und absolut keine Erfahrungen. Die Qualität des puren Gins einzuschätzen fällt mir als Laie daher schwer. Mir schmeckte er jedoch gut. Der absolute Traum war jedoch für mich das Gin Tonic mit der Zitrone! Frisch, spritzig, leicht süß und im Abgang angenehm herb. Den Mundraum leicht belegend. Eine wahre geschmackliche Offenbarung und stark süchtig machend :-). Obwohl ich wenn es um Alkohol geht eher der gemütliche Zwicklbier-Trinker bin, wird dieses Gin Tonic in diesem Sommer mein Lieblingsdrink werden. Cheers!