Tie Guan Yin (TGY) bedeutet übersetzt so viel wie „Die eiserne Göttin des Mitgefühls“. Manchmal wird der Name auch mit „Die eiserne Göttin der Barmherzigkeit“ übersetzt. Tie steht dabei für eisern, das Guan Yin bezieht sich auf die Göttin des Mitgefühls. Um die Namensherkunft des Tees gibt es einige Mythen und Legenden, wobei mir persönlich folgende am besten gefällt:
Vor langer Zeit kam ein Bauer aus der südostchinesischen Provinz Fujian an einem verlassenen und dem Verfall nahen Tempel vorbei. Dem Bauern missfiel dieser Anblick und so begann er die Tempelanlage zu reinigen. Besonders gut kümmerte er sich um eine eiserne Statue, die der Göttin Guan Yin. Müde von der anstrengenden Arbeit unter Tags im Tempel ging er bald schlafen. In einem Traum erschien ihm die Göttin Guan Yin und sagte zu dem Bauern, dass er hinter dem Tempel ein Geschenk von ihr finden könne. Er solle gut darauf aufpassen und es mit Familie, Freunden und Nachbarn teilen. Dann würde es ihm und vielen nachfolgenden Generation Freude und Wohlstand bringen.
Der Bauer machte sich am frühen Morgen gleich auf den Weg. Er fand hinter dem Tempel jedoch nur eine kleine einzelne Teepflanze vor. Er grub sie vorsichtig aus und nahm sie mit zu sich nach Hause, wo er die Teepflanze in seinem Garten einsetzte. Dort hegte und pflegte er sie, bis aus der einst kleinen Teepflanze ein stattlicher Teebusch entstand. Von seinem Teebusch probierte er einen ersten Aufguss und war sehr angetan von dem tollen floralen Geschmack und der angenehmen Süße.
Der Bauer kümmerte sich daraufhin weiter sehr gut und behutsam um seine Teepflanze. Über die Jahre hinweg pflanzte er Ableger seines Teebusches und zog diese zu stattlichen Teepflanzen heran. Die Samen dieser Pflanzen teilte er, wie es ihm damals die Mitgefühlsgöttin im Traum riet, mit seinem Umfeld. Im Laufe der Zeit erlangte der Tie Guan Yin Tee aus Fujian große Berühmtheit und brachte der ganzen Gemeinde großen Reichtum und Wohlstand. Da es sich der Bauer nun leisten konnte, restaurierte er die verfallene Tempelanlage.
Tie Guan Yin als Name bezeichnet neben der eisernen Mitgefühlsgöttin und dem Oolong Tee auch den Kultivar, dessen Teeblätter für diesen besonderen Tee verwendet werden. Der hier verkostete Tee stammte weiters aus dem Landkreis Anxi in der Provinz Fujian. Die Teepflanzen wuchsen auf einer Meereshöhe von rund 700 m.
Die Rohware
Bestellt habe ich den Tee in England beim Tee-Shop What-Cha. 50 g kosteten 8.09 €. Die rohen Teeblätter rochen fruchtig und buttrig. Sie waren zu kleinen Ballen gerollt, die irgendwie unvollständig zusammengerollt aussahen. Von einem Teekenner habe ich mir mal erklären lassen, dass echter Tie Guan Yin immer so aussieht.
Die Zubereitung von Tie Guan Yin
Für meine Teeverkostung habe ich 12 g in eine Teekanne eingewogen und dann mit einem Liter 90°C heißem Wiener Leitungswasser aufgegossen. Den Oolong ließ ich dann drei Minuten ziehen und goß den fertig aufgebrühten Tee über ein Metallsieb in eine zusätzliche Teekanne ab.
Oolong eignet sich auch perfekt für mehrere Aufgüsse. Ich habe dazu 90°C heißes Wasser genommen und den ersten Aufguss 60 Sekunden ziehen lassen. Alle weiteren Aufgüssen hatten Ziehzeiten von rund 30 Sekunden.
Die Teeblätter waren im rohen Zustand vor dem Aufguss zu kleinen Teeballen zusammengerollt. Während der Teezubereitung entfalteten sie sich und offenbarten die Blattzusammensetzung des Tees. Wie üblich für Oolongs, bestand auch dieser Tee aus großen Teeblättern.
Wie schmeckt Tie Guan Yin?
Der fertig zubereitete Tie Guan Yin hatte einen buttrigen Geruch und eine gelb-grünliche Farbe der Tasse. Er schmeckte buttrig, leicht süß und zeigte auch schwach vegetale Noten. Die Textur des Tees war von cremiger und öliger Natur. Egal ob westlich oder asiatisch zubereitet, der Oolong wies keine Bitterkeit auf.
Mein Fazit zum Tee der eisernen Mitgefühlsgöttin
Oolong gehört mittlerweile zu meinen Lieblingsteearten. Vor allem florale, grüne Oolongs haben es mir angetan. Dieser grüne Tie Guan Yin passte daher sehr gut zu meinen Geschmackspräferenzen und schmeckte. Trotz meiner Vorliebe vergebe ich an diesen TGY jedoch nur drei von fünf möglichen Teekannen, da mir ein bisschen die Tiefe im Geschmack und der Textur fehlten.