Vor ein paar Wochen habe ich dem kleinen Teehaus Teenorissimo in Hietzing einen Besuch abgestattet. Die Besitzerin war so freundlich und hat mir eine kostenlose Flugteeprobe mitgegeben. Da ich noch nie in meinem Leben zuvor einen echten Flugtee probiert habe, möchte ich dies hier in Form eines Verkostungsbeitrags zelebrieren. Doch vor der Verkostung möchte ich zuallererst noch den Begriff erklären.
Was ist Flugtee eigentlich?
Über den Winter gehen die Teepflanzen in eine Art von Ruhezustand über und tanken für die neue kommende Wachstumsperiode Kraft. Im Frühling erwachen die Teepflanzen aus der Ruhephase und beginnen mit dem Wachstum. Sie bilden neue Triebe aus mit besonders zarten und feinen Blättern. Diese Blätter enthalten eine Vielzahl an aromatischen Inhaltsstoffen, die dem Flugtee einen ganz besonders tollen Geschmack verleihen.
In dem Namen Flugtee steckt auch die Information drinnen, dass dieser Tee nach der Verarbeitung sofort mit dem Flugzeug aus den Herkunfts- in die Zielländer geschickt wird. Dadurch wird gewährleistet, dass der Tee so frisch wie möglich bei den Teefreundinnen und Teefreunden weltweit ankommt. Lager- und Umwelteinflüße die sich während der Transportdauer negativ auf die Qualität des Tees auswirken können werden dadurch so gering wie möglich gehalten.
Der ganze Aufwand und die Besonderheit dieses Tees schlägt sich natürlich im Preis nieder. Flugtee kostet um einiges mehr als ein vergleichbarer Tee, der nicht sofort nach der Verarbeitung eingeflogen worden ist. Fraglich dürfte in der heutigen Zeit des vom Menschen beschleunigten Klimawandels auch der Transport des Tees mit dem Flugzeug sein. Doch dies soll hier in diesem Beitrag nicht Thema sein. Dem Klima und Klimawandel möchte in Zukunft hier auf meiner Seite eigene Beiträge widmen.
Die Rohware
Die Teeprobe habe ich damals in einem kleinen Minigripbeutel mitbekommen.
Ich weiß, dass es sich hier nur um eine Probe handelt, aber irgendwie fehlt mir hier die Zusatzinformation bezüglich des genauen Teegartens und wie der Tee richtig zubereitet gehört. Leider fiel mir dies erst viel später daheim auf, ansonsten hätte ich gleich vor Ort im Teehaus nachgefragt.
Selbstverständlich musste ich mir vor der Zubereitung die Rohware noch genauer auf einem Teller ansehen. Es waren viele feine Blätter zu erkennen, jedoch aber auch einige Blattbruchstücke und Stängelreste.
Die Zubereitung
Nachdem auf dem Probenetikett keine Information zur Zubereitung verfügbar war, habe ich die komplette Teeprobe (insgesamt 12 g) mit einem Liter normalen Wiener Trinkwasser (12. Bezirk, weiches bis mittelhartes Wasser) aus der Wasserleitung zubereitet. Das Wasser habe ich dazu in meinem Edelstahlteekocher aufkochen lassen und danach mit offenem Deckel für ungefähr 60 Sekunden abkühlen lassen, damit ich ungefähr auf eine Temperatur von 95°C kam. Den Tee goß ich dann auf und ließ ihn für drei Minuten offen in meiner Glasteekanne ziehen, bevor ich ihn über ein Sieb in eine zweite Glaskanne umgoß.
Die Farbe der Tasse
Die Farbe des Tees ging leicht in das orange bis hellbraune.
Der Geruch und Geschmack
Der Geruch des Tees war blumig, jedoch aber nicht allzu intensiv ausgeprägt. Der Tee schmeckte leicht herb und löste auf meinen Zungenseiten ein adstringierendes Gefühl aus (Adstringierend lässt sich am einfachsten mit einem zusammenziehenden Gefühl beschreiben). Nach diesem Eindruck schmeckte der Tee auch schwach blumig und fruchtig.
Das Teeblatt nach dem Aufguss
Es ist jedes Mal aufs Neue interessant, sich die Teeblätter nach dem Aufguss noch einmal anzusehen. Hierzu nahm ich mit einem Löffel ein paar Teeblätter aus der Zubereitungskanne heraus und breitete sie, wie zu Beginn mit der Rohware, auf einem Teller aus. Im feuchten Zustand kam der Anteil an Blattstängel noch deutlicher heraus.
Mein Fazit
Ich habe mich riesig über die kostenlose Probe zu meinem Einkauf gefreut und hatte auch viel Spaß beim Verkosten und erstellen dieses Blogeintrages. Im Nachhinein muss ich aber auch zugeben, dass dieser Flugtee meine Erwartungen nicht erfüllen konnte. Erwartet hätte ich mir einen milden, feinen, blumigen, fruchtigen und eventuell leicht süßlichen Geschmack. Bekommen habe ich einen vorrangig leicht herben Geschmack, der die durchaus blumigen und fruchtigen Nuancen des Tees leider fast zur Gänze überdeckte. Ich würde diesen bitteren Geschmack durch den Stängelanteil im Tee erklären, aus dem sich Gerbstoffe herausgelöst haben. Normal kann von Flugtee auch ein zweiter Aufguss gemacht werden, aber nachdem der erste schon nicht ganz meinen Geschmack traf, habe ich am Ende darauf verzichtet.
Nach einiger Internetrecherche scheint mir nun auch klar zu sein, das Flugtee nicht gleich Flugtee zu sein scheint. Es scheint bei den großen Teehändlern einige schwarze Schafe zu geben, die keinen richtigen Flugtee an die Teehäuser verkaufen zu scheinen. Für die Zukunft plane ich, mir einen Flugtee aus einem namhaften Teegarten zu besorgen und diesen dann zu verkosten. Ich bin jetzt schon sehr gespannt auf das Ergebnis!