Vor ein paar Jahren bin ich mit meiner damaligen Lebensabschnittsgefährtin nach Speising gezogen. Damals war ich noch Student an der BOKU und arbeitete nebenbei Teilzeit. Jeden Tag fuhr ich daher mit der 60er Straßenbahn mindestens zweimal an dem Teesalon Tête à Tee vorbei. Irgendwann blieb es nicht nur beim Schauen und ich kaufte mir dort Tee. Seither würde ich das Tête à Tee als mein Stammteehaus bezeichnen. Wie sich das ergab und was dich dort erwartet, erfährst du hier in diesem Beitrag.
Die Lage und Anreise
Das Tête à Tee befindet sich in der Lainzer Straße 130 im 13. Wiener Gemeindebezirk. Am einfachsten kommst du hin indem du mit der U-Bahn U4 bis zur Station Hietzing fährst und dann in die Straßenbahn 60 Richtung Rodaun einsteigst. Mit der Bim fährst du dann bis zur Station Jagdschlossgasse. Von dort sind es zu Fuß nur noch etwa zwei Minuten.
Das Ambiente im Teesalon
Das Tête à Tee ist von außen dank seines Namens schon von weitem eindeutig als Teefachgeschäft identifizierbar. Über einem der Schaufenster ist ein Zitat von Oscar Wilde angebracht: „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden“. Wer schon einmal vor Ort zu Besuch war und die Inhaberin Frau Horvath kennt wird zustimmen, dass dieses Zitat gut passt.
In den Auslagen befanden sich Teeservice in schicken Designs und Tee-Zubehör des aktuellen Sortiments. Normalerweise befinden sich während der warmen Jahreszeit vor dem Geschäft auch mehrere Sitzmöglichkeiten. Wer möchte, kann draußen seinen Tee genießen und Sonne tanken. Aufgrund der aktuellen Situation der weltweiten Coronaviruskrise und den verhängten Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung darf zur Zeit Tee nur verkauft, nicht aber vor Ort konsumiert werden. Aus diesem Grund fehlten viele Sitzgelegenheiten. Es befanden sich bei meinem Besuch nur ein kleiner Tisch und zwei Stühle vor dem Laden, die der Inhaberin in kundenlosen Pausen zum Ausruhen dienten.
Innen drinnen im Tête à Tee sieht es genauso aus, wie ich es mir von einem Teesalon erwarten würde. Schick, elegant, gemütlich und auch ein bisschen kitschig. Es gibt viele verschiedene Sitzgelegenheiten. Vom gemütlichen Ohrensessel von dem sich das Treiben auf der Straße beobachten lässt bis zum Stuhl in Verkaufbereichsnähe ist alles vertreten.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor langer Zeit zum ersten Mal dort saß und Tee genoss. Für mich war es damals fast ein bisschen zu viel. Als Student mit finanziellen Sorgen war ich es nicht gewohnt gewesen, mich in so einem Umfeld aufzuhalten. Heutzutage hat sich viel getan und ich würde sagen, das Ambiente ist genau passend. Passend zum offerierten Tee, passend zum Tee-Zubehör, passend zum Charakter von Frau Horvath. Alles ist durchdacht und genau aufeinander abgestimmt. Dies fällt aufmerksamen Gästen auf und wer mit der Inhaberin schon einmal bei einer Tasse Tee geplaudert hat wird erahnen können, dass dies kein Zufall ist.
Das Angebot im Tête à Tee
Das Angebot im Teesalon wird das Herz von Teeliebhaber*innen höher schlagen lassen. Es gibt jede Menge Schwarztee, grünen Tee, Oolong, Kräuterteemischungen und Früchtetee. Pur und einige auch aromatisiert. Am Großteil des Sortiments wurde sich klar an den Vorlieben der österreichischen Teetrinker*innen orientiert. Weißen Tee, gelben Tee, Rooibos, Teeblumen und Exoten wie Lapacho und Honeybush runden das Sortiment ab.
Was mir sehr gut gefällt: Alle Tees stehen in einem großen Regal in schicken Metalldosen. Dies gibt nicht nur optisch etwas her sondern vor jeder großen Teedose befindet sich eine kleine Teedose, welche mit dem entsprechenden Tee befüllt ist. An jedem Tee kann somit vorher gerochen werden und die Rohware einer eigenen Prüfung unterzogen werden. Ich selbst bin schon dort gestanden und habe mich durchgeschnüffelt.
Im Nu war eine halbe Stunde bis Stunde vergangen. Die Tees haben klingende Namen wie Samurai, M. Ghandi, Shangri-La oder Kronprinz Rudolf. Mir persönlich macht es auch Spaß über die Teebestandteile und den damit verknüpften Namen nachzudenken. Was sich Frau Horvath bei der Namensfindung gedacht hat, wird sie dir sicherlich auf Nachfrage gerne erzählen.
Zwischen den Teedosen befindet sich über das ganze Regal verteilt Tee-Zubehör. Dies lockert auf, ist ein Hingucker und befriedigt die Neugier. Ich selbst habe so bei jedem Besuch immer wieder das Gefühl, ich könnte überall etwas Neues entdecken.
Neben ausgewählten Teesorten gibt es auch besonderes Tee-Zubehör zu erwerben. Die Stücke und Designs sind alle von der Inhaberin persönlich ausgesucht und nur in kleiner Stückzahl verfügbar. Das Angebot variiert daher stetig und wer auf der Suche nach etwas Besonderem ist, für den werden sich regelmäßige Besuche sicher lohnen. Keine 0815 Sachen die du überall anders zum gleichen Preis auch bekommst, sondern Kleinserien die bei Designmessen und über Kontakte persönlich ausgesucht worden sind.
Auch auf die Gefahr hinauf, dass ich mich wieder einmal als Süßigkeitenjunkie oute: Die Mehlspeisen sind ausgezeichnet, die Inhaberin eine sehr gute Bäckerin. Die Süßspeisen sind alle hausgemacht und variieren wöchentlich. Die folgenden zwei Bilder stammen aus Vorcoronaviruszeiten, als ich einmal zu Besuch war und mir etwas Tolles gönnen wollte. Wenn ich an die kleine Auswahl vom zweiten Bild denke, rinnt mir immer noch das Wasser im Mund zusammen. Es war ein Gedicht.
Zusätzlich zu den von mir bereits erwähnten Sachen gibt es auch noch ausgewählte Pralinen von Wiener Chocolatiers und Teebären sowie hausgemachte Marmeladen, Teesirup und jetzt gerade in den Coronaviruszeiten Kuchen im Glas zum Mitnehmen.
Persönliche Erfahrungen im Teesalon
Ein Stammteehaus bekommst du nicht einfach so, dazu musst du gute Erfahrungen gemacht haben. Warum ich gerne den Teesalon besuche? Es ist eine willkommene Abwechslung vom Alltag und lässt einen in eine andere Welt eintauchen. Sich etwas gönnen, gutes tun, entschleunigen.
Ich komme immer wieder auch gerne aufgrund der Gespräche. Mit Frau Horvath lässt es sich ungeniert und authentisch plaudern. Sie hat ihre eigene Art, steht dazu, ist ein echtes Original. Du wirst sie mögen oder eben nicht. Es gibt kein dazwischen. Auch heiklere Gesprächsthemen werden thematisiert und unkonventionellen Ansichten geäußert. Gute Unterhaltungen zu führen ist im heutigen Alltag selten geworden und ich genieße es umso mehr, wenn es Menschen gibt, mit denen so etwas möglich ist.
Von einer anderen tollen Erfahrung möchte ich dir auch noch berichten. Bei einem Besuch im Tête à Tee saß ich gemütlich herum und trank Tee. Frau Horvath hatte gerade einen japanischen Teeplantagenbesitzer im Geschäft und unterhielt sich mit ihm über seinen mitgebrachten Tee. Irgendwann kam Kundschaft herein und sie unterbrachen ihr Gespräch. In dieser Pause während sie ihre Kunden bediente, bauten wir kurz Blickkontakt auf. Er fing daraufhin mit mir eine Unterhaltung an. Der Plantagenbesitzer war total freundlich, zeigte mir auf seinem Laptop ein Video über die Matcha Herstellung und schenkte mir ein paar seiner mitgebrachten Teeproben. Irgendwann kehrte Frau Horvath wieder zu uns zurück. Ich wollte mich gerade, wie es die Höflichkeit gebietet, zurückziehen und sie weiter verhandeln lassen.
Die Unterhaltung mit dem japanischen Teebauern alleine war schon eine nette Erfahrung gewesen, doch damit endete das Erlebnis nicht. Im Gegenteil, es fing sogar erst richtig an. Die beiden begannen seine mitgebrachten Teeproben vergleichend mit ähnlichen Teesorten aus dem aktuellen Sortiment gegeneinander zu verkosten. Ich wurde eingeladen, an der Verkostung teilzunehmen. So schnell kann es gehen und schwupp war ich in einer zweistündigen Teeverkostung gelandet. Matcha, Genmaicha und noch ein paar mehr. Ein Stück Kuchen bekam ich von Frau Horvath auch dazu. Am Ende bezahlte ich nur für meinen vorher konsumierten Tee, der Rest ging alles aufs Haus. Wo gibt es so etwas heute noch? Im Alltag bin ich es mittlerweile gewöhnt, dass für jeden noch so kleinen Gefallen jemand etwas von mir als Gegenleistung haben möchte. Nicht aber in diesem Fall. Ein tolles und unbezahlbares Erlebnis, genauso gewinnst du Stammkunden auf Lebenszeit.
Ich war so perplex nachher, dass ich sogar die geschenkten Teeproben vergessen hatte. Verloren waren sie trotzdem nicht. Obwohl ich erst ein paar Monate später wieder vorbeischaute, erinnerte Frau Horvath sich an die Proben und hatte sie für mich aufgehoben. Was bleibt einem da noch anderes über außer „Danke!“ zu sagen.
Eine echte Teekiste aus Holz konnte ich über Frau Horvath auch beziehen. Ich finde sie wunderschön und bin schon fleißig am Überlegen, wo ich sie als Teekoration würdig in Szene setzen kann.
Mein Fazit
Der Teesalon Tête à Tee in Hietzing ist ein wundervoller Ort und mein Lieblingsteegeschäft in Wien. Ob du einen guten Tee probieren möchtest, deiner Sucht nach leckeren Süßspeisen nachgehen willst, gerne plauderst oder ein exklusives Teegeschenk suchst: Du wirst dort fündig werden. Wie so oft im Leben sind die guten Sachen wertvoll und das Preisniveau eine Spur höher als vielleicht bei einer großen Kette. Mir persönlich macht diese Tatsache nichts aus weil ich lieber ab und zu etwas Tolles bewusst genieße als jeden Tag etwas zu konsumieren, was mir weniger gibt nur um des Konsums Willen.
Gerade jetzt während der Coronaviruskrise sind für kleinere Geschäfte aufgrund der Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung des Coronavirus wirtschaftlich schwere Zeiten angebrochen. Mein Teelager zuhause wurde über die letzten Wochen immer leerer und ich habe mich bewusst dazu entschlossen, einen Großeinkauf in meinem Stammteehaus zu tätigen. Falls es dir möglich ist, bestelle einmal nicht bei Amazon oder einer riesigen Kette sondern nimm dir die Zeit und statte deinem nächsten Teehaus einen Besuch ab. Frau Horvath und viele andere freuen sich sicherlich sehr über deinen Besuch, viele verfügen auch über einen eigenen Online-Shop. Support your local Teadealer!