Der Winter steht in Wien schon vor der Türe und wird bald Einzug halten. Die Sonnenstunden pro Tag werden immer weniger, es wird dadurch dunkler und es kann richtig kalt werden. Die Winterdepression, auch Winterblues genannt, steht bei einigen Menschen während dieser Jahreszeit ebenfalls rechtzeitig auf der Matte. Für diese für manche von uns herausfordernde und ungemütliche Zeit des Jahres gibt es den Johanniskrauttee (Hypericum perforatum), der als Lichtbringer und stimmungsaufhellend beschrieben wird. Wie Johanniskrauttee schmeckt und wie seine Inhaltsstoffe wirken können, erfährst du hier in diesem Beitrag.
Die Rohware
Gekauft habe ich den Tee bei einer Sonnentorfiliale in Wien. 60 g Bio Johanniskraut haben 3.69 € gekostet. Der Tee bestand zum großen Teil aus Stängel und Blättern, einige Blütenköpfe waren auch enthalten.
Die Zubereitung von Johanniskrauttee
Für meine Verkostung habe ich 12 g Johanniskraut in meine Teekanne eingewogen und danach mit kochendem Wiener Leitungswasser aufgegossen. Der Johanniskrauttee soll zwischen 5-10 Minuten ziehen, ich habe ihn 9 Minuten ziehen lassen. Falls du keine Waage zur Verfügung hast, Sonnentor empfiehlt pro 200 mL so viel Kraut aufzubrühen, wie auf einen gehäuften Teelöffel Platz hat.
Die Sensorik
Der fertige Tee hatte einen leicht aromatischen Geruch. Die Farbe der Tasse war orange bis hellbraun.
Vom Geschmack her tue ich mir schwer, diesen Tee in seiner aromatischen Gesamtheit einzuordnen. Ich fand, er schmeckte angenehm leicht herb, etwas aromatisch/würzig, leicht süßlich und sogar ganz wenig blumig. Auf der Verpackung von Sonnentor selbst wird er als heuig, würzig und herb beschrieben.
Die Wirkung von Johanniskraut
Die Wirkung von Johanniskraut wird in der Literatur allgemein als antidepressiv, antiviral, anxiolytisch (angstlösend bei Angstzuständen), heilend und entzündungshemmend beschrieben. Es kann auch bei Wetterfühligkeit, Nachtwandeln, Schlafstörungen und Erschöpfung helfen. Verantwortlich für diese Wirkungen sind hauptsächlich die Inhaltsstoffe Hyperforin, Hypericin und diverse Flavonoide.
Mögliche Nebenwirkungen
In der Literatur wird bei angereicherten Johanniskrautprodukten erwähnt, dass in Kombination mit anderen Medikamenten Wechselwirkungen auftreten können. Durch das Johanniskraut können ebenfalls einige Medikamente in der Leber schneller abgebaut und dadurch ihre Wirkung verringert werden.
Weiters kann es bei der Einnahme von hochkonzentrierten Präparaten zu einer Sonnenlichtsensibilität kommen. Der rote Farb- und Wirkstoff Hypericin erhöht die UV Empfindlichkeit der Haut, die Neigung zum Sonnenbrand erhöht sich.
Diese Nebenwirkungen werden alle im Zusammenhang mit angereicherten Johanniskrautprodukten erwähnt. Inwiefern z.B. täglich zwei Tassen normaler Johanniskrauttee sich so auswirken können, darüber kann ich nur mutmaßen. Falls du bereits Beschwerden/Erkrankungen aufweist und regelmäßig auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen bist, würde ich zur Sicherheit trotzdem vor einer Teekur mit Johanniskraut das Gespräch mit deiner Ärztin/deinem Arzt (falls du weißt wie ich das besser gendern kann, schreib mir bitte :-)) des Vertrauens suchen. Lieber Vorsorge, statt Nachsorge!
Mein Fazit
Der Johanniskrauttee ist ein toller und preiswerter Tee für den Winter. Angenehm im Geschmack und hinterlässt nach dem Trinken ein wärmendes Gefühl. Ob das Johanniskraut auch als Tee zubereitet seine stimmungsaufhellende Wirkung voll entfalten kann, darüber traue ich mich nach einer Verkostung keine verlässliche Aussage treffen. Ich denke, dass hier die Wirkstoffe in zu geringer Konzentration vorliegen könnten. Wobei um zu wirken, kleinere Konzentrationen auch genügen können. Wenn du dem Johanneskraut als Heilmittel eine Chance geben möchtest, würde ich nach ärztlicher Beratung wahrscheinlich auf höher konzentrierte Präparate aus der Apotheke zurückgreifen.
Für mich persönlich reicht jedoch der Tee und bereits der positive Gedanke an eine mögliche Wirkung, um etwas auszulösen. Der Placebo-Effekt lässt grüßen, die Kraft von positiven Gedanken und einer positiven Lebenseinstellung würde ich nicht unterschätzen. Zusätzlich dazu: Wie kann die Laune denn bei einer wohlschmeckenden Tasse warmen Tees nicht hochgehen? Sich Zeit nehmen, in Ruhe zubereiten, bewusst genießen. Das alleine reicht doch oft schon aus!
Quellen
A. Chevallier, Das große Lexikon der Heilpflanzen, Neuausgabe 2017, Dorling Kindersley Verlag
K. H. Steinmetz und R. Webersberger, Traditionelle Europäische Medizin – Altes Heilweissen zeitgemäß anwenden, 2019, Kneipp Verlag
de.wikipedia.org/wiki/Echtes_Johanniskraut aufgerufen am 13.11.2020
de.wikipedia.org/wiki/Hyperforin aufgerufen am 13.11.2020
de.wikipedia.org/wiki/Hypericin aufgerufen am 13.11.2020