Keramik von Karina Klages

Keramik von Karina Klages: Perfektion bekommt ein Gesicht

Tee ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Nahezu täglich beschäftige ich mich mit der Thematik und tauche gerne auch tiefer in die weite Teewelt hinein. Dabei kam ich irgendwann einmal bei dem deutschen Teeforum Teetalk vorbei und blieb dort hängen. In irgendeinem Beitrag tauchte der Name Karina Klages auf, gefolgt von tollen Bildern von Teekeramiken. Meine Neugier war geweckt und so googelte ich ihren Namen. So kam ich zu ihrer Homepage und folgte ihr auf Instagram.

Vor einiger Zeit sah ich dann einen Beitrag von ihr, wo sie auf ihr neues Sortiment verwies. Ich besuchte ihren Online-Shop und schon war es um mich geschehen. Ich war in das Teeset, bestehend aus einer Shiboridashi und zwei Teeschalen aus Steinzeug, verliebt. Nach einiger Bedenkzeit schlug ich zu und erweiterte meine Teesammlung um diese besonderen Stücke.

Über Karina Klages

Ich habe Karina nach meinem Kauf per Mail kontaktiert und sie gefragt, ob sie mir nicht ein paar Infos über sich zukommen lassen könnte, ich möchte ihr und ihren Werken gerne einen Beitrag widmen. Ich persönlich finde es immer schön, über die Person hinter den Stücken etwas mehr zu erfahren. Sie freute sich über meine Anfrage und wollte mir auch ein paar Infos zukommen lassen. Leider ging das ganze während der Coronavirus Pandemie, den verhängten Maßnahmen und dem eingeschränkten Leben etwas unter. Falls ich eines Tages noch mehr Infos bekomme, werde ich den Beitrag hier updaten. Bis dahin fasse ich die Infos zusammen, die ich frei verfüglich im Internet gefunden habe.

Karina Klages lebt und Arbeit im Landkreis Schaumburg in Niedersachsen. Die Region liegt westlich von der deutschen Großstadt Hannover. Karina orientiert sich bei ihrer Arbeit an japanischer Teekeramik und interpretiert diese neu bzw. erweitert sie mit ihrem eigenen Stil.

Inspirieren lässt sie sich dabei nach dem japanischen ästhetischem Konzept Wabi-Sabi. Diese Sichtweise stammt aus dem Zen-Buddhismus. Wenn ich Wabi-Sabi richtig verstanden habe, geht es darum, die Schönheit und Einzigartigkeit von einfachen Dingen zu erkennen und wertzuschätzen. Zur Ruhe kommen. Den Moment genießen. Sich mit Einfachheit begnügen. Wertschätzen. Eine Sichtweise der ich persönlich sehr viel abgewinnen kann.

Karina schloss 2008 ein Studium zur Diplom-Designerin ab. Sie ist selbstständig als Designerin tätig. Ich habe mir ein paar Logos in ihrem Portfolio angesehen, auch sie gefallen mir irrsinnig gut. Einfach, geradlinig, aussagekräftig.

Update

Vor kurzem habe ich eine Mail von Karina erhalten. Trotz der langen Zeit hat sie nicht auf mich vergessen und mir einen eigenen Text über sich geschickt. Eigentlich hatte ich vor, ihn selbst zusammenzufassen und hier zu veröffentlich. Da ich ihn im Original sehr sympathisch finde und meine Zusammenfassung dem ganzen etwas Charme nehmen würde, gebe ich ihn hier 1:1 wieder. Mehr Infos und Details zu dieser tollen Künstlerin und ihrer Arbeit findest du nicht einmal auf ihrer eigenen Homepage.

Der Sinn für Schönes und meine ausgeprägte Leidenschaft für Ästhetik und alles Visuelle, führten mich an die Universität Hannover, wo ich 2008 mein Grafik Design Studium abschloss. Kreativität in vielen Formen, gehört zu meinem Leben, wie die Luft zum Atmen. Vor einigen Jahren brachte mich ein Grafik-Auftrag für ein Tee Label mit japanischem Grüntee in Verbindung. Etwas später (in 2017) suchte ich nach einem künstlerischen, handwerklichen Ausgleich zu meiner Computer-Arbeit und begann daraufhin die Arbeit mit Ton. Das Material und die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten zogen mich sofort in ihren Bann. Je tiefer ich in keramische Arbeiten anderer Künstler eintauchte, desto unweigerlich führte mich der Weg in die japanische Geschichte der Keramik. Hier schienen plötzlich die Bereiche Keramik und Tee ineinander zu fließen und eine Symbiose einzugehen, die meiner Arbeit eine neue Sinnhaftigkeit verlieh. In der Herstellung von Teekeramik liegt eine hohe Faszination für mich. 

Ich versuche die Ästhetik des Wabi-Sabi mit in meine Arbeiten einfließen zu lassen. Ein Konzept der Wahrnehmung von Schönheit, die nicht aufdringlich ist oder laut, sondern eine Schönheit von Stille, Reife und Alterungsprozessen. In ihr schwingt auch eine gewisse Melancholie, Einsamkeit, manchmal Verlorenheit oder Schmerz. Die Schönheit ruht nicht nur im offensichtlich Schönen, sondern genauso im Verborgenen und Unperfekten. Ich liebe es, rauhe Oberflächen unglasiert stehen zu lassen, um dem Objekt seine Alterung und Patina in der Benutzung zuzugestehen. Alles ist im Fluss sein, alles gehört zum Leben. Hohes und Tiefes. Ich möchte eine Schönheit transportieren, die auch im Verborgenen zu finden ist.

 Ich erachte es als großes Privileg, mit einem Rohstoff dieser Erde arbeiten zu dürfen. Ton ist eine verwitterte Gesteinsschicht, die dem Erdreich entnommen wird. Er ist ein Produkt der Vergangenheit, wird von mir in der Gegenwart bearbeitet und wird in der Zukunft, als gebranntes Objekt, überdauern. Deshalb ist es sehr wichtig für mich, achtsam mit diesem Werkstoff umzugehen. 

Ich stelle mir vor, dass meine Keramik den Betrachter zur Ruhe, Stille und Achtsamkeit anregt; dass die Gefäße sowohl als Kunstwerke gesehen werden, aber auch im alltäglichen Leben benutzt werden; dass mit ihnen umgegangen und gearbeitet wird. Mir macht es die größte Freude, Einzelstücke zu fertigen und ich habe den Traum, dass jedes Kunstwerk den Benutzer findet, bei dem es eine Resonanz erzeugt.

Meine Shiboridashi und Teeschalen von Karina Klages

Um dir die Schönheit der Werke von Karina Klages näher zu bringen, habe ich versucht, diese in ein paar Bildern festzuhalten. Schlichtes, schnörkelloses und minimalistisches Design. Sowohl die Shiboridashi als auch die Teeschalen sind glasiert. Dadurch kann ich sie für die Zubereitung von verschiedensten Teesorten verwenden und muss sie nicht wie bei unglasierten Tonkannen auf eine Teeart beschränken. Für grünen Tee habe ich schon meine unglasierte Kyusu aus Tokoname, für alle anderen Tees werde ich in Zukunft dieses Set verwenden.

Laut Zusatztext in der Produktbeschreibung ist die Keramik sogar spülmaschinenfest. Gleichzeitig wird diese Art der Reinigung in der Produktbeschreibung nicht empfohlen.

Mein Fazit

Was bleibt mir bei so toller Teekeramik noch anderes übrig als zu sagen: Wow! Besser geht es eigentlich nicht mehr. Jedes Mal wenn ich die Teekanne oder eine der Teeschalen in meinen Händen halte, empfinde ich ein Gefühl der Dankbarkeit, etwas so Tolles mein Eigen nennen zu dürfen. Das Material Steinzeug fühlt sich ganz besonders an, sowohl die Shiboridashi als auch die Teeschalen sind sauber verarbeitet und liegen sehr gut in der Hand. Ich finde es ganz und gar nicht übertrieben zu sagen, dass wenn ich an Perfektion denke, die Keramiken von Karina Klages dann in meinem Kopf auftauchen.

Wie nahezu alles Schöne im Leben gibt es auch hier etwas anzumerken: Außergewöhnliche Stücke haben natürlich ihren Preis. Das komplette Set, bestehend aus einer Shiboridashi mit den zwei Teeschalen, hat 110€ gekostet. Ich persönlich finde den Preis vollkommen angemessen und in Ordnung, wenn ich bedenke, dass ich mir einmal im Leben so ein Stück anschaffe und alles handverarbeitet ist. Ich bin mir aber durchaus bewusst, dass es von anderen Künstlern auch preiswertere Stücke gibt. Karina hat ab und zu auch Abverkäufe (letztens -30 % Frühlingsabverkauf), dabei lässt sich das eine oder andere Stück günstiger erwerben. Wenn du ihr auf Instagram folgst, verpasst du keine Rabattaktion mehr und bekommst auch mit, wann es neue Stücke im Online-Shop gibt.

Ich fand das Set aus Steinzeug aber so unglaublich schön und nach nahezu zwei Wochen Wartezeit und täglich mehrmals daran denken, habe ich schlussendlich zugeschlagen. Mit dieser Strategie fahre ich seit einiger Zeit recht gut. Wenn ich etwas möchte, kaufe ich es nicht sofort, sondern warte mindestens eine Woche ab. Wenn ich nach der Wartezeit die Sache immer noch haben möchte und während des Wartens auch öfters daran gedacht habe, dann wird gekauft. Jetzt besitze ich eine echte japanische Kyusu und eine tolle Shiboridashi sowie vier Teeschalen. Damit bin ich jetzt erst einmal für die nahe Zukunft gerüstet und freue mich auf das Teetrinken mit Freunden und Familie, sobald der Corona-Virus Ausnahmezustand beendet ist.