Als Grüntee-Fan habe ich mir zusammen mit meiner ersten echten japanischen Seitengriffkanne aus Tokoname auch gleich einen passenden Tee dazu bestellen müssen. Gefallen hat mir ein Bio-Sencha aus Yakushima mit dem Namen „Hon-Yuu“, den ich um 14,90 € für 100 g bei Teekontor Kiel bestellt habe.
Die Herkunft des Tees
Der Tee stammt aus Japan von der sehr südlich gelegenen Insel Yakushima. Er wird nach biologischen Kriterien von der Familie Watanabe angebaut. Laut der Beschreibung des Teekontors bedeutet „Hon-Yuu“ so viel wie ursprüngliche Existenz. Der Name wurde bewusst gewählt, da der Teegarten sehr natürlich angelegt umrandet von Wäldern liegt, nicht beschattet und nach Bio-Kriterien angebaut wird. Wer mich kennt weiß, dass die Beschreibung dieses Tees alleine schon für mich wie gemacht zu sein scheint :-).
Die Inhaber von Teekontor Kiel waren selbst schon mehrmals vor Ort. Schau dir die Bilder in diesem Reisebericht an, ich glaube die Beschreibung des Teegartens von vorhin ist passend. Ich finde es schön zu sehen und zu wissen, woher der Tee kommt. Damit bekommt er irgendwie ein Gesicht und sein Wert steigt für mich noch mehr. Wenn der Alltag mehr Freizeit und Geld hergeben würde, sähe ich mich schon durch die Teeplantagen und Wälder spazieren. Mal schauen was die Zukunft bringt!
Die Rohware
Der Tee wurde vakuumverpackt in einem aromadichten Beutel mit Druckverschluss geliefert. Als ich den Beutel öffnete und das erste Mal an dem Tee roch, haute es mich fast um. Der Geruch war der pure Wahnsinn und sehr intensiv, frisch und höchst aromatisch. Es war toll sich einmal den Unterschied zwischen vakuumverpackten Tee und offen abgefüllten Tee aus einem Teehaus bewusst zu werden. Da liegen echt Welten dazwischen.
Der rohe „Hon-Yuu“ besticht durch seine intensive dunkelgrüne Farbe. Er sah finde ich ein bisschen wie gehäckselte Algen aus. Sencha allgemein wird gedämpft, nach dem Dämpfen getrocknet und zu flachen langen Nadeln gerollt. Diese Nadeln waren wunderbar erkennbar, wobei sie öfters auch nicht mehr ganz intakt und daher kleinere Bruchstücke vorhanden waren. Laut der Beschreibung von Teekontor Kiel ist dieser Sencha tief gedämpft und dabei kann es beim nachfolgenden Rollen schon vorkommen, dass die Nadeln brechen und auch kleinere Blätter vorhanden sind. Aufgüsse von tief gedämpften Tees können auch eine leichte Trübung aufweisen. Wieder etwas neues, dass ich heute über Tee gelernt habe.
Der erste Aufguss
Der Hon-Yuu ist eigentlich perfekt für eine japanische Kyusu gemacht und sollte auch in einer solchen genossen werden. Laut Beschreibung auf der Verpackung des Tees sollen 1-2 Teelöffel davon mit 200 mL Wasser bei 65°C für 45 Sekunden aufgegoßen werden. Die Aufgüße 2-4 sollen nachher nur jeweils 10 Sekunden lang sein.
Da ich gerne für mich selbst eine Art Teedatenbank anlegen möchte, habe ich mir ein paar Gedanken über eine standardisierte Zubereitung gemacht. Ich werde in Zukunft von jedem Tee 12 g einwiegen und diesen mit einem Liter Wasser aufgießen. Bei der Temperatur und Ziehdauer werde ich mich an den Vorgaben der Verpackung oder des Teehauses orientieren.
Daher habe ich beim ersten Aufguss 12 g des Tees genommen und mit einem Liter mittelhartem Wiener Leitungswasser mit 65°C aufgegoßen. Ziehen lassen habe ich den Tee dann 60 Sekunden lang.
Normal würde ich nie einen Liter von diesem Tee auf einmal zubereiten. Die Regel lautet eher: „Je besser der Tee, desto kleiner ist das gewählte Aufgussvolumen und umso mehr Aufgüße werden gemacht“. Für meinen Test „opfere“ ich jedoch gerne 12 g dieses Tees. In Zukunft werde ich ihn in meiner 230 mL Kyusu zubereiten.
Sensorik des ersten Aufgusses
Die Farbe der Tasse war hellgrün bis leicht gelblich. Beim Abgießen gingen durch mein Sieb auch sehr kleine Bruchstücke des Tees hindurch. Der Tee wies eine Trübung auf, die aufgrund des tiefen Dämpfens des Tees in der Verarbeitung beruht.
Der Geruch hatte etwas leicht algiges an sich. Vom Geschmack her war er leicht süßlich, fruchtig und herrlich mild und fein. Absolut kein herber Geschmack wahrnehmbar. Ich nahm auch ein bisschen Umami-Geschmack wahr. Laut der Beschreibung von Teekontor Kiel soll er jedoch genau über diesen Geschmack nicht verfügen, da der Tee eben nicht extra beschattet worden ist.
Für mich als Anfänger ist es noch recht schwer, wahrgenomme Eindrücke mit geeignetem Vokabular wiederzugeben. Vielleicht hielt ich einen anderen Geschmack für Umami, vielleicht war er wirklich vorhanden. Jeder Mensch nimmt Umwelteindrücke anders wahr und richtig Verkosten will auch geübt sein.
Alles in allem kann ich nur sagen, ich war von der Milde und dem tollen fruchtigen und leicht süßlichem Geschmack sehr überrascht. Daran müssen andere Grüntees erst einmal herankommen.
Der zweite Aufguss
Für den zweiten Aufguss wählte ich statt 65°C eine leicht höhere Temperatur von 70°C und ließ den Tee wieder 60 Sekunden lang ziehen. Die Rohware des Senchas war sehr fein und durch den ersten Aufguss waren die Blätter schon gut geöffnet. Daher wäre es klüger gewesen, die Ziehzeit des zweiten Aufgusses auf zum Beispiel 30 Sekunden zu reduzieren. In Zukunft werde ich dies auch so handhaben, aber ich wollte zum Testen aus den Blättern noch einmal alles herausholen.
Sensorik des zweiten Aufgusses
Die Farbe der Tasse des zweiten Aufgusses war ähnlich der Farbe des ersten, aber ging etwas mehr ins gelbliche über. Auch der zweite Aufguss war etwas trüb.
Der Geschmack war immer noch leicht süßlich und fruchtig, ähnlich wie beim ersten Aufguss. Hinzu kam noch ein herber Geschmack, auf den Seiten meiner Zunge nahm ich auch ein adstringierendes Gefühl wahr. Trotz des herben Beigeschmacks aufgrund meiner langen Ziehzeit ein gelungener zweiter Aufguss.
Mein Fazit
Der Hon-Yuu Bio-Sencha der Familie Watanabe aus Yakushima ist ein mehr als nur gelungener grüner Tee. Das Aroma alleine beim Öffnen der Vakuumverpackung würde auch dich begeistern. Der milde, leichte Umami, fruchtige und süßliche Geschmack des ersten Aufgusses konnte mich vollends überzeugen. Aktuell kosten 100 g des Tees 16,90 €, was natürlich viel Geld aber für einen Bio-Sencha mit dieser Qualität doch gerechtfertigt ist. Ich werde mir diesen Tee für ruhige Auszeiten aufheben und in kleinen Mengen in meiner Kyusu zubereiten. Damit lässt er sich besser genießen und ich habe länger etwas von dieser Besonderheit.