Ya Bao Yesheng: Weißer Tee von wilden Teepflanzen

Anfang Februar besuchte ich ein Krakauer Teehaus. Es war ein toller Ort, wo ich guten Tee und Kuchen genoss. Bevor ich ging fragte ich die Verkäuferin, ob sie irgendeinen speziellen und seltenen Tee zum Verkauf hätte. Sie überlegte kurz und empfahl mir dann den Ya Bao Yesheng.

Der Ya Bao Yesheng ist eine besondere Spezialität aus der chinesischen Provinz Yunnan. Er besteht aus den Nebenknospen von wilden Teebäumen der Spezies Camellia sinensis var. dehungensis und wird von Hand gepflückt. Zu viel von diesen Nebenknospen darf aber nicht gepflückt werden, da die Teebäume ansonsten in ihrem Wachstum gehemmt sind. Die Nebenknospen sind verantwortlich für die Bildung von verzweigten Ästen, während die endständigen Knospen Blätter bilden und üblicherweise für die Produktion von Tee verwendet werden.

Endständige Knospen und Blätter der wilden Teebäume werden für die Produktion von Pu-Erh Tee verwendet. Der Ya Bao Yesheng wird jedoch als weißer Tee kategorisiert und hat dadurch den Spitznamen „weißer Pu-Erh“ bekommen.

Die Rohware

50 g des Tees kosteten 39 polnische Zloty, was ungefähr 8.50 € entsprach. Nicht gerade günstig, aber für eine Rarität absolut in Ordnung.

Ya Bao Yesheng aus dem Teehaus Czarka in Krakau — 50 g des Tees aus dem Teehaus Czarka in Krakau

Die Rohware bestand nur aus Knospen der wilden Teebäume. Sie haben wie ich finde eine interessante Form und bestehen aus mehreren Schichten.

Ya Bao Yesheng vor dem Aufguss — Die Rohware vor dem Aufguss

Die Zubereitung von Ya Bao Yesheng

Anders als bei weißem Tee verträgt der Ya Bao Yesheng auch hohe Temperaturen von 90-100°C. Mehrere Aufgüsse sind empfehlenswert um alles aus dem Tee herauszuholen und ihn dadurch entsprechend zu würdigen.

Die Zubereitung nach der Gong Fu Cha Art mit mehreren Aufgüssen sieht folgendermaßen aus: Pro 50 mL Wasser 1 g Tee nehmen. 95°C heißes Wasser verwenden und den ersten Aufguss 1.5 Minuten, den zweiten 3 Minuten und den dritten 6 Minuten lang ziehen lassen.

Für meine Verkostung habe ich mich für die Zubereitung nach der europäischen Art entschieden. Dazu habe ich 12 g Tee in meine Teekanne eingewogen und den Tee mit 90°C heißem Wiener Leitungswasser für 3 Minuten lang ziehen lassen. Danach habe ich ihn über ein Metallsieb in eine zweite Glaskanne abgegossen.

Unspektakuläres Aufgussverhalten des weißen Pu-Erh

Die Sensorik

Die Farbe der Tasse war hellgelb.

Die Farbe von weißen Tee Ya Bao Yesheng — Die Farbe des Knospentees

Der Geruch des Tees war eher unauffällig. Der Geschmack war leicht süßlich, mild und überhaupt nicht herb. Mit sehr einfühlsamen „Schmeckversuchen“ hätte ich auch eine sehr zarte blumige Note wahrgenommen. Er brachte noch ein bestimmtes Aroma mit, welches ich überhaupt nicht einordnen konnte. Erst nach etwas Recherche im Internet und nachlesen bei anderen Seiten kann ich jetzt behaupten, dass es sich bei diesem Aroma um Piniennadeln handeln könnte. Bis ich so etwas eigenständig erschmecken und vor allem verknüpfen kann, wird wohl noch einige Zeit vergehen.

Weil ich bei meiner Recherche auch auf ganz interessante Geschmacksbeschreibungen gestoßen bin, möchte ich eine davon hier festhalten. Eine Seite schrieb von einem süßen Tee, mit der Schärfe von Kiefernnadeln, mit Wassermelone im Nachgeschmack und einem Hauch Vanille. Die scheinen mehr und besser zu schmecken als ich oder haben vielleicht doch einen ganz anderen Tee genossen.

Die Wirkung von Ya Bao Yesheng

Laut der Teekarte des Krakauer Teehauses Czarka soll der Tee voll von Antioxidantien sein und blutdrucksenkend wirken. Er soll sehr koffeinarm sein, kann also auch gut am Abend getrunken werden.

Mein Fazit

Ich persönlich fand den Tee gut und dank seiner Milde ist er auch in größeren Mengen trinkbar. Die Mildheit sehe ich bei diesem Tee aber auch als eine kleine Form der Schwäche an. Ein bisschen mehr Ausprägung in irgendeine Geschmacksrichtung hätte ich bevorzugt. Fruchtige Aromen, wie ich sie sonst von weißem Tee gewohnt bin, hätten toll dazu gepasst.